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Ein Sicherheitsnetz für Kinder
Das Kinderspital Bethlehem ist Kooperationspartner von anderen Hilfsorganisationen in Palästina. (oben)
Fotos: © Meinrad Schade
Nur wenige hundert Meter liegen zwischen dem Caritas Baby Hospital und der Geschäftsstelle von SOS-Kinderdorf Palästina. Beide Organisationen verbindet eine langjährige Zusammenarbeit, die zu einer tragenden Säule der Unterstützung für bedürftige Kinder und Familien geworden ist. Der zunehmende Bedarf an medizinischer Versorgung und psychosozialer Betreuung stellt sie jedoch vor neue Herausforderungen.
Das SOS-Kinderdorf unterstützt Familien, die aus wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen Schwierigkeiten haben, selbst für ihre Kinder zu sorgen. Dabei besteht die oberste Priorität darin, die Kinder in ihrem familiären Umfeld zu belassen. Doch nicht immer ist dies möglich. In Ausnahmesituationen, wie unter anderem bei Scheidungen oder schweren familiären Konflikten, nimmt das SOS-Kinderdorf die Kinder in seine Obhut. «Gewissermassen ersetzen wir das Elternhaus – aber nur, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt», erklärt Ghada Hirzallah, Landesdirektorin von SOS-Kinderdorf Palästina.
Die Kinder und Jugendlichen werden dann in familienähnlichen Gruppen in Häusern des Kinderdorfs untergebracht. Jede dieser Wohneinheiten wird von einer Betreuerin, der so genannten «SOS-Mutter», geleitet. Neben der sozialen und pädagogischen Betreuung trägt die Organisation auch die Verantwortung für die gesundheitliche Versorgung der Kinder. Hier kommt das Caritas Baby Hospital ins Spiel, welches eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung für gewöhnlich bis zu 80 Kinder des SOS-Kinderdorfs unbürokratisch bereitstellt.
Der Bedarf hat sich verdoppelt
Doch steigen die Herausforderungen durch den Krieg im Gazastreifen. «Die aktuelle Lage stellt uns erneut auf die Probe», berichtet Issa Bandak, CEO des Caritas Baby Hospital. Vergangenen März wurden 68 Kinder in einer ausserordentlichen Aktion aus dem Kinderdorf im Gazastreifen nach Bethlehem evakuiert. «Plötzlich hat sich die Nachfrage nach unseren Leistungen verdoppelt», so Bandak.
Die Versorgung mittelloser Familien und Kinder in Bethlehem basiert stark auf dem Engagement lokaler Organisationen wie dem SOS-Kinderdorf und dem Caritas Baby Hospital. Gemeinsam spannen sie ein Sicherheitsnetz, das auch in schwierigen Zeiten hält. Die spezifischen Stärken der einzelnen Organisationen ergänzen sich dabei ideal.
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Hand in Hand zum Wohl der Kleinsten.
Stabiles Fundament für die Zusammenarbeit
Angesichts der wachsenden Zahl an Fällen haben die beiden Organisationen begonnen, ihre Zusammenarbeit zu institutionalisieren. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war die kürzlich geschlossene Kooperationsvereinbarung. Sie regelt die maximale Zahl an medizinischen Fällen, die das Caritas Baby Hospital für Kinder des SOS-Kinderdorfs bereitstellen wird. Mit einer Obergrenze von 150 Kindern pro Jahr erscheint der Bedarf ausreichend gedeckt. Gleichzeitig wurde auch die Kostenübernahme geklärt: Beide Organisationen teilen sich die Ausgaben zu gleichen Teilen, mit Ausnahme von stationären Behandlungen, die überwiegend vom SOS-Kinderdorf getragen werden. «Die neue Vereinbarung sichert die medizinische Versorgung.», betont Bandak.