Ein Abschied in Dankbarkeit
Im Sommer dieses Jahres kommt es bei der Kinderhilfe Bethlehem und im Kinderspital zu einschneidenden personellen Veränderungen. Sybille Oetliker, Geschäftsleiterin, geht Ende Juni in den Ruhestand und Dr. Hiyam Marzouqa, Chefärztin, folgt Ende August in diesen neuen Lebensabschnitt. Es sind zwei Persönlichkeiten, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Arbeit für den Verein und das Spital massgeblich geprägt haben. (Sibylle Hardegger, Präsidentin des Vereins Kinderhilfe Bethlehem)
Dr. Hiyam studierte in Würzburg Medizin und kehrte im Anschluss nach Bethlehem zurück, um im Caritas Baby Hospital als Kinderärztin zu arbeiten. Am 1. Juni 2006 wählte das damalige Präsidium Dr. Hiyam zur Chefärztin des Kinderspitals. Sie prägte unser Spital in den vergangenen drei Jahrzehnten massgeblich. Neben ihren Kenntnissen im Bereich Kindermedizin war Dr. Hiyam mit ihren ausgezeichneten Deutschkenntnissen und ihrer warmherzigen Art für uns ein grosser Glücksfall. Sie hat dem Kinderspital in den vergangenen Jahren ein Gesicht gegeben und manche Spendentour in Deutschland und der Schweiz unternommen.
Strategie und Weitsicht
Als medizinische Direktorin hat Dr. Hiyam mitgeholfen, die strategische Ausrichtung des Spitals hin zu den drei Subspezialitäten zu planen und umzusetzen. Sie war auch an unserem neusten Projekt beteiligt, der geplanten Tageschirurgie. Ebenso hat sie durch ihr Netzwerk in Europa Kontakte geknüpft, die für die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte im Spital von grossem Gewinn sind. Unter ihrer Leitung war das Spital mehrfach Ort internationaler medizinischer Kongresse.
Was viele nicht wissen, der Name «Hiyam» bedeutet auf Arabisch: Liebe. Dr. Hiyam hat ihrem Namen alle Ehre gemacht: In schwierigen Situationen – politisch wie medizinisch – hat sie sich ganz einfach in den Dienst der Nächstenliebe gestellt und das Wohl der Kinder über alles andere erhoben. Dabei hat sie nie verschwiegen, dass der Gang in die Geburtskirche von Bethlehem, die Einkehr und das Gebet ihr eine grosse Stütze sind, die ihre Kräfte für die Herausforderungen nährt. Dr. Hiyam gebührt für ihre Arbeit als Ärztin und ihr Engagement für das Kinderspital unser grosser Respekt und Dank!
Dr. Hiyam Marzouqa
Foto: © Elias Halabi
Sybille Oetliker
Foto: © Eveline Beerkircher
Ein Herz für Palästina
Seit dem 1. Juni 2014 leitet Sybille Oetliker die Geschäftsstelle der Kinderhilfe Bethlehem in Luzern. Schnell haben wir gemerkt, dass ihr Herz für den Nahen Osten, besonders Palästina, und die Kinder von Bethlehem schlägt. Dass sie einige Jahre in Jerusalem gewohnt hatte und in Israel und Palästina ausserordentlich gut vernetzt ist, war für uns stets ein unschätzbarer Wert.
Sybille Oetliker war stets das Empowerment und Ownership unserer palästinensischen Kollegen und Kolleginnen ein Herzensanliegen. Sie setzte sich vehement für eine optimale Teilung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten ein. Mit ihrer Unterstützung wurde der Verein in den vergangenen Jahren professionalisiert und so konnte die Effizienz und Wirkungsorientierung verstärkt werden.
Sybille ist es gelungen in kooperativer Weise zu führen – und das wohlgemerkt in Luzern, aber auch auf Distanz in Bethlehem. Vieles fiel in ihren Zuständigkeitsbereich, auch vieles, das ungeplant auf den Verein und die Geschäftsstelle zukam. Wir wissen, dass wir Sybille manchmal über die Massen beansprucht haben, aber wir wissen auch, dass sie ihre Arbeit mit Herzblut gemacht hat!
Eine Brücke zwischen Luzern und Bethlehem
Vieles gäbe es aus der Arbeit hervorzuheben, ich möchte mich auf zwei Punkte beschränken. Unvergesslich bleibt mir eine Reise nach Gaza im Oktober 2015. Neben den Projektbesuchen hatten wir in den wenigen Tagen vor Ort zahlreiche Begegnungen, die nur durch das Netzwerk von Sybille zustande kamen. Diese Begegnungen legten den Grundstein für eine und vertiefte Zusammenarbeit in zahlreichen Projekten. Heute fragen wir uns, was aus den Menschen und den Projekten geworden ist.
Ein zweites, das ich hier erwähnen möchte, war der Einsatz von Sybille, Hedwig Vetter und Dr. Antoine Dabdoub ins Narrativ der Kinderhilfe Bethlehem zurückzubringen. Es ist unbestritten, dass Vetter und Dabdoub mit der «Feldarbeit» in Bethlehem begonnen haben und somit den Grundstein für das heutige Spital legten. Zum 25. Todestag von Hedwig Vetter, im Jahre 2020, hat Sybille eine kleine Festschrift verfasst, welche die Arbeit dieser Pionierin würdigt. Posthum durften wir sie in einer Feierstunde für ihren Einsatz zum Wohl der Kinder von Bethlehem ehren. Heute zieren die Namen Hedwig Vetter und Antoine Dabdoub zusammen mit jenem von Pater Ernst Schnydrig die Fassade des Kinderspitals.
Ein neuer Lebensabschnitt
Für das Engagement von Dr. Hiyam und Sybille galt stets, vollen Einsatz zu geben für ein Herzensprojekt: das Kinderspital in Bethlehem. Dafür sage ich im Namen des Vorstandes, der Mitarbeitenden in Luzern und Bethlehem und der Spender und Spenderinnen ganz einfach: Danke und Shukran! Wir werden euch beide vermissen, wünschen euch aber für den neuen Lebensabschnitt Musse, Zufriedenheit, Gesundheit und viele Neuentdeckungen!