Visionäre mit einem Herz für Kinder

Visionäre mit einem Herz für Kinder


Blickpunkt Bethlehem, Nr. 72 - Interview

Mit ihrem Entwurf gewannen sie den Wettbewerb: die Architekten Ghassan (l.) und Maher Nino.
Foto: © CBH

 

Die Brüder Ghassan und Maher Nino leiten das traditionsreiche Architekturbüro Nino Engineering, das 1967 von ihrem Vater in Ramallah gegründet wurde. Für die Kinderhilfe Bethlehem und das Caritas Baby Hospital verwirklichen sie ein aussergewöhnliches Projekt: Mit dem Bau der Tageschirurgie schaffen sie ein Gebäude, das modernste Medizin mit Kinderfreundlichkeit vereint.

Interview von Shireen Khamis

Sie haben schon einige Projekte im Gesundheitssektor realisiert. Welche waren das?

Ghassan Nino: Wir haben die medizinische Fakultät der Al-Quds Universität in Abu Dis gebaut, eine der grössten Ausbildungsstätten für Medizin in Palästina. Aber auch die Poliklinik der Arab Orthodox Society in der Altstadt von Jerusalem. Ansonsten haben wir sowohl für öffentliche wie private Träger Grossprojekte realisiert, wie zum Beispiel viele Regierungsgebäude und Einkaufszentren im Westjordanland.

Was macht das Projekt im Caritas Baby Hospital so besonders?

Maher Nino: Der hohe Qualitätsanspruch des Caritas Baby Hospital hebt dieses Projekt besonders hervor. Wir haben eng mit internationalen Experten zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass jede Entscheidung den Bedürfnissen der kleinen Patientinnen und Patienten gerecht wird – sei es bei der Gestaltung der Operationsräume oder im Aufwachbereich nach der Narkose.

Was bedeutet das Projekt für die Region?

Ghassan Nino: In Palästina sind Projekte wie dieses selten. Hier geht es nicht nur um Architektur, sondern um einen echten Mehrwert für die Gesellschaft. Es erfüllt mich sehr, dass unsere Arbeit direkt dazu beiträgt, die Lebensqualität von Kindern zu verbessern. Besonders bei der medizinischen Versorgung von Kindern besteht noch eine Lücke, die wir schliessen müssen.

Auf welche Herausforderungen sind Sie beim Bauen gestossen?

Maher Nino: Wir hatten eine klare Devise: «Planen für das Schlimmste, hoffen auf das Beste.» In einer Region wie Palästina muss man flexibel bleiben. Wir haben daher detaillierte Zeitpläne mit Sicherheitspuffern gemacht, um sicherzustellen, dass wir nicht in Verzug geraten oder den Spitalbetrieb beeinträchtigen.

Können Sie das Gebäude etwas näher beschreiben?

Maher Nino: Es ist ein beeindruckender Bau! Bei der Planung haben wir nicht nur den chirurgischen Bereich eng mit den anderen Abteilungen verzahnt, sondern auch genügend Raum für die technischen Dienste geschaffen. Wie zum Beispiel für die zentrale Sterilisationsanlage. Wir haben kurze Wege geschaffen, besonders zur Intensivmedizin. Dadurch können Behandlungen zügig und effizient ausgeführt werden. Ausserdem haben wir freien Raum für zukünftige Erweiterungen eingeplant, um flexibel auf die wachsenden Bedürfnisse hier in Bethlehem reagieren zu können.

Was lieben Sie persönlich an diesem Projekt?

Ghassan Nino: Wir schaffen einen Ort, der Kinder in den Mittelpunkt stellt. Darauf bin ich besonders stolz. Es ist ein echtes Vorzeigeprojekt für Palästina. Maher Nino: Für mich ist es besonders, dass dieses Gebäude ein Symbol für Hoffnung und Fortschritt ist. Wir träumen davon, ähnliche Projekte in anderen Regionen wie dem Gazastreifen umzusetzen.

 

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