Drillingsglück

Drillingsglück


Blickpunkt Bethlehem, Nr. 71 - Thema

Foto: © Meinrad Schade

Die Drillinge Sharif, Sleiman und Ayloul haben in nur 14 Monaten ihr Gewicht verzehnfacht. Als sie im Mai 2023 viel zu früh auf die Welt kommen, hängt ihr Leben am seidenen Faden. Doch das Kinderspital Bethlehem stabilisiert sie und gibt ihnen so die Chance auf einen gesunden Start ins Leben.

Interessiert beobachtet Sharif Rabab'a, wie sein Finger im Sauerstoffmessgerät der Ärztin verschwindet. Herzschlag und Sauerstoffsättigung sind top. Dabei hatte der kleine Junge aus dem Dorf al-Dhahiriya bei Hebron keinen leichten Start.

Sharif wird mit 800 Gramm als erster der Drillinge geboren. 1’400 Gramm wiegt Bruder Sleiman und Schwester Ayloul 1’200 Gramm. Sein Zustand sei kritisch gewesen, erinnert sich Dr. Amal Fawadleh, die Neonatologin im Caritas Baby Hospital.

Die Schwangerschaft wird zum Risiko

Vergangenes Jahr, als die 19-jährige Mutter Amira mit den Drillingen schwanger ist, treten Komplikationen auf. Ihr wird geraten, die Kinder nicht bis zum errechneten Geburtstermin auszutragen. Die Risiken einer Frühgeburt sind Amira bekannt. Sie ist in der 33. Schwangerschaftswoche, als die Kinder per Kaiserschnitt in einem Spital in Hebron geboren werden. Die Neugeborenen sind schwach und untergewichtig. Die Ärzte in Hebron wollen die Frühchen daher ans Kinderspital Bethlehem überweisen. Auch die Eltern vertrauen dem guten Ruf des Kinderspitals. 

Im Kinderspital Bethlehem stellt sich heraus, dass die Lungen der Drillinge noch nicht vollständig entwickelt sind. Die beiden Jungen und das Mädchen werden künstlich beatmet und ernährt, bis sie allmählich eigenständig atmen und mit der Flasche gefüttert werden können. Besonders Sharif kämpft länger: Während seine Geschwister nach vier Wochen von den Geräten abgekoppelt werden, benötigt er fast acht Wochen Unterstützung. Doch auch sein Zustand stabilisiert sich schliesslich. Nach etwas mehr als zwei Monaten im Spital können alle drei nach Hause.

Die Mütterabteilung erteilt wichtigen Rat

«Wenn ich meine Kinder im Spital zurückgelassen habe, um nach Hause zu fahren», sagt Mutter Amira rückblickend, «da wusste ich, dass sie in Sicherheit sind.» Doch vor der Entlassung bleibt auch Amira zwei Wochen lang im Spital. «Doktor Amal hat darauf bestanden, dass ich lerne, wie ich die Babys halten, baden oder füttern muss.»

Die Neonatologin Dr. Fawadleh setzt auf die Betreuung durch die Mütterabteilung des Kinderspitals. «So können Mütter schrittweise lernen, Verantwortung zu übernehmen.» Amira ist dankbar. Zuhause angekommen kann sie das Wissen gut anwenden.

Nach der Entlassung sind weitere Spitalbesuche nötig. Der Kontakt mit dem Spital sei gut, sagen die Eltern. Viele Konsultationen und Nachbetreuungen können inzwischen per Telefon und über Videos erfolgen.

Die Ambulanz versorgt auch nach der Entlassung

Bei der heutigen Untersuchung nimmt sich Dr. Fawadleh wieder viel Zeit. Besonders Sharifs Entwicklung gefällt der Ärztin. Ohne Scheu greift er nach dem Spitalausweis, der an einem roten Band um Fawadlehs Hals hängt. «Er ist sehr intelligent und tritt aktiv mit seiner Umgebung in Kontakt.»

Das Caritas Baby Hospital habe den schwierigen Start ins Familienleben so leicht wie möglich gemacht, sagen die Rabab'as. Das Spital sei vielleicht weit weg, aber für die Gesundheit der Kinder gebe es «nichts Besseres».

Vor der Untersuchung im Kinderspital hat Sharif keine Angst und greift neugierig nach dem Ausweis.
Foto: © Andrea Krogmann

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